Profis gegen Amateure
Liturgie zwischen Qualität und Ermächtigung
mit besonderem Blick auf die Anglikanische Kirche
Unsere diesjährige Herbsttagung findet nach 2019 und 2021 ein weiteres Mal in München statt: von Donnerstag, 24., bis Samstag, 26. Oktober 2024, treffen wir uns in der Katholischen Akademie in Bayern im Herzen Alt-Schwabings.
Den thematischen Schwerpunkt bildet dieses Jahr die Tagzeitenliturgie in der Anglikanischen Kirche, Glanzlicht der Tagung wird freitags die Exkursion nach Augsburg mit einem Evensong in der Moritzkirche sein.
Informationen zur Tagung auf der Webseite der Katholischen Akademie in Bayern
Aus der Tagungsvorschau:
Dass nicht allein der Pfarrer den Gottesdienst „liest“ oder „zelebriert“, sondern die gesamte Gemeinschaft der versammelten Gläubigen – das haben 400 Jahre nach der Reformation auch die Katholiken verstanden. Aber was heißt es eigentlich, Subjekt der Liturgie zu sein? Die Texte verstehen und bewusst das Amen sagen? Die zugewiesene Rolle in Gestik, Text und Melodie beherrschen? Für viele ist Partizipation heute mehr: entscheiden, gestalten und leiten. Aber liturgisches Tun erfordert Kompetenzen, die nicht alle haben. Müssen sich Amateure erst zu Profis schulen lassen? Oder ist der inhaltliche und ästhetische Standard nicht so wichtig? Wie weit geht die Ermächtigung? Wer setzt wo die Grenze? Und lassen sich die Akteurinnen und Akteure das überhaupt gefallen? Wann immer Liturgie ehrenamtlich getragen werden soll, stehen diese Fragen im Raum.
Ein Blick in die Anglikanische Kirche kann da lehrreich sein. Denn diese aus der Reformation hervorgegangene Kirche hat die Ermächtigung ihrer Gläubigen fest im Programm. Schon Bischof Cranmer ließ in seinen Kirchen Bibeln auf Englisch auslegen, um allen Gläubigen einen direkten Zugang zum Wort Gottes zu eröffnen. Im hochkirchlichen Gottesdienst aber blieb alles in den Händen der Profis. Eine Fülle liturgischer Dienste und Ämter, abgezirkelte Wege und Gesten. Eine Chormusik-Kultur, die ihresgleichen sucht und tief in der Seele berührt. Aber ohne Chor sind die Gläubigen aufgeschmissen, unfähig, ihre eigenen Stimmen zu erheben. „Sad“ statt „said“ Evening Prayer … Was an diesem strahlenden Vorbild der Tagzeitenliturgie lässt sich für uns heute fruchtbar machen?
Wir nähern uns der Kirche von England und ihrem Daily Prayer durch Impulse aus konfessionskundlicher, liturgiewissenschaftlicher und kirchemusikalischer Perspektive. Dann wollen wir im Lichte dieser Referenzgröße unser eigenes Tun reflektieren – und aus gegebenem Anlass auch Faszination und Konflikte von zehn Jahren Ökumenischem Stundengebet Revue passieren lassen – als Grundlage, um Wege in die Zukunft zu finden.