Unsere Jahrestagung hat uns am ersten Oktoberwochenende ins Ludwig-Windthorst-Haus nach Lingen geführt, also erstmals in den Norden Deutschlands. Michael Brendel war dort unser Gastgeber und hat uns kompetent und versiert durch die Tagung geführt.
In seinem Einführungsvortrag hat uns Joachim Vette, der sich als Alttestamentler vertieft mit den Psalmen befasst hat, einen Eindruck vermittelt, welche Herausforderungen sich bei der Übersetzung der Psalmen stellen. Angefangen im Psalter selbst, wo einzelne Psalmen wiederholt und zugleich in einen neuen Kontext gesetzt werden, spannte er den Bogen über die antiken Übersetzungen bis in die heutige Zeit.
Die beiden zentralen Beiträge verdanken wir Kees Kok, der über mehr als fünf Jahrzehnte eng mit Huub Oosterhuis zusammengearbeitet hat. Am Freitagabend, dem 6. Oktober, hat er Huubs Entwicklung von den Anfängen seiner liturgischen Arbeit in Groningen bis hin zur Stiftung Lehrhaus und Liturgie nachgezeichnet und uns ein lebendiges Bild dieses außergewöhnlichen Menschen vermittelt.
Am Samstagvormittag legte Kees dann den Schwerpunkt auf Huub Oosterhuis’ Auseinandersetzung mit den Psalmen, die bis in die frühen 1960er-Jahre zurückreicht und zum Kristallisationspunkt seines liturgischen Schaffens wurde.
Andrea Schwarz, bekannte geistliche Schriftstellerin, hat uns anschließend in Ansatz und Technik des Bibliologs eingeführt und in mehreren praktischen Einheiten erste Erfahrungen ermöglicht, wie sich mit dieser Art Bibelarbeit die individuellen Zugänge zu den jeweiligen Texten erheben und für die ganze Gruppe fruchtbar machen lassen.
Tief bewegt haben uns die Gottesdienste in der sechseckigen Kapelle. Denn nachdem wir am Freitagabend ans beginnende jüdische Fest der Torafreude erinnert hatten, trafen uns die Schreckensnachrichten von den Angriffen am Samstag besonders heftig. Es half, in den Gebetszeiten unsere Fassungslosigkeit, die in vielen Gesprächen geteilt wurde, in die Gegenwart Gottes zu stellen. Gleichwohl werfen diese Ereignisse einen Schatten, der für viele mit der Erinnerung an diese Tagung verbunden bleiben wird.
Besonderer Dank geht an unser Vereinsmitglied Carmen Klöß, die die Organisation dieser Tagung in die Hand genommen und früh den Kontakt sowohl mit Kees Kok als auch mit Michael Brendel hergestellt hatte. Auch Joachim Vettes Engagement ist hier dankend zu erwähnen, der nicht nur die Tagungsplanung im Vorstand verantwortet, sondern sich neben seinem Vortrag auch noch auf die musikalische Begleitung der Singeinheiten und teilweise der Gottesdienste vorbereitet hat.
Alles in allem war es eine gelungene Tagung in einem besonderen Ambiente, die uns Mut macht: Ja, wir möchten auch in Zukunft gern Neuland betreten.